Frauen, die viel trinken, vor allem Alkohol und in der Öffentlichkeit, gelten als moralisch flexibel, was ihre Sexualität angeht. NIcht nur scheint die generelle Annahme von Seiten heterosexueller Männer zu bestehen, Alkohol konsumierende oder gar betrunkene Frauen stünden zu ihrer freien Verfügung. Frauen selbst beschreiben andere Frauen betrunken als attraktiver.
Die Hemmschwelle sinkt
Was ist der Grund dafür, dass die sexuelle Hemmschwelle bei Frauen unter Alkoholeinfluss zu sinken, die Schwelle zur Bisexualität oftmals ganz zu verschwinden scheint? Vielleicht kommt daher der Ruf des moralisch Verwerflichen, der Mythos der Hypersexualisierung, von dem Männer glauben profitieren zu können.
Nirgends schöner als auf der Damentoilette
Mein persönliches Erleben, als betrunkene Frau inmitten betrunkener Frauen, ist anders. Frauen sind niemals freundlicher und liebevoller zueinander, als wenn sie betrunken sind. Es gibt keinen schöneren Ort als die Damentoilette einer Bar oder eines Clubs: Angetrunkene Mädchen leihen sich ihr teures Make-up, ihre Haarbürsten, helfen einander mit Tampons und Haarklammern aus und machen sich die wundervollsten Komplimente. Das herrschende Klischee, Frauen könnten nicht solidarisch sein und würden sich gegenseitig alles nur missgönnen und sich beneiden, wird überschminkt, übertratscht, überstreichelt mit Komplimenten; es ist kein Wunder, dass man sich als (eigentlich heterosexuelle) Frau plötzlich hingezogen fühlt zu diesen schönen Zauberwesen, die mit mir sprechen, als wäre ich der wertvollste Mensch im Universum. Dann liegt es plötzlich nahe, später am Abend, betrunken mit einer anderen Frau zu tanzen, sie zu liebkosen und zu küssen, und mich ganz und gar bisexuell zu fühlen und zu verhalten.
Weibliche Liebe und Solidarität
Das bedeutet für Außenstehende eventuell, man sei sexuell sehr anpassungsfähig und variabel. Für uns bedeutet es einfach, sich beieinander zu bedanken, für den Lippenstift und die Komplimente, für ein Taschentuch oder das Auffrischen des Lidstrichs, diese wunderschönen Haare zu streicheln, die man selbst gern hätte, die Hände zu nehmen, die so behutsam mit Befindlichkeiten umgehen, und sich einfach zu freuen, gemeinsam Frauen zu sein.