Transgender, das heißt, ,,über das soziale Geschlecht hinaus“, jenseits von Geschlechtergrenzen, von der naturgegebenen Geschlechtsidentität; es ist kaum möglich, im 21. Jahrhundert von diesem Begriff und dem damit einhergehenden Konzept noch nie gehört zu haben. Mehr und mehr Menschen gehen mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit; wenn nicht sogar im eigenen Bekanntenkreis, so kennt fast jeder eine prominente, medial präsente Transgender-Person.
TV-Repräsentation
Die Sendung Germany’s Next Topmodel, eine seit Jahren bestehende TV-Castingshow, hat jedes Jahr nur weibliche Kandidatinnen sowie ein vorwiegend weibliches Publikum. Dass im Jahr 2019 erstmals seit Ausstrahlungsbeginn, in der immerhin mittlerweile 14. Staffel der Sendung, ein Transgender-Model unter die Top Ten der Bewerberinnen kam, hatte somit scheinbar fast historische Ausmaße: Zum ersten Mal waren mit einem, mitunter als antifeministisch verschrienen, Fernsehformat zur besten Sendezeit alle deutschen Zuschauer mit der Thematik konfrontiert.
Die Folge waren Diskussionen im Privaten sowie in der Öffentlichkeit, in den Medien und auf Schulhöfen; zahlreiche Transgender-Frauen sahen sich plötzlich ermutigt, bestärkt, und als Gruppe wahrgenommen. Man las mehr und mehr Berichte über Outings, es gab eine Vielzahl an Reportagen, und generell schien das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein.
Die Bewegung wächst
Das Model gewann die Castingshow nicht. Dennoch war es ein Sieg für alle, die nicht den traditionellen binären Geschlechterrollen entsprechen können oder wollen; wenn sie auf die Bühne trat, hörte man im Applaus der Zuschauer noch etwas anderes als bei den übrigen Fans: Sie war Teil einer Bewegung, sie war ein Symbol für Mut, sexuelle Befreiung, und gab so vielen Menschen eine Stimme.